Ursprung des Yoga
Yin Yoga ist in aller Munde und es findet immer mehr seinen Weg in die Yoga Studios und zu Euch nach Hause. Paul Grilley und Sarah Powers waren die maßgeblichen Gründer des Yin Yoga, wobei sie sich selbst nicht so bezeichnen würden. Denn Yin Yoga fand seine Erwähnung im Hatha Yoga Pradipika, einer der ältesten Schriften über Yoga, und hier steht geschrieben, dass Yoga aus aktiven und passiven Asana – Körperhaltungen – besteht.
In unseren westlichen Gesellschaften haben wir ein altes Denken von Leistung, das sich auch in der Art, wie Yoga praktiziert wird, widerspiegelte. Viele Yoga-Stile sind sehr dynamisch geprägt und einige definieren sich sehr stark über die „Perfektion“ einer Asana und deren verschiedenen Variationen. Ich möchte nicht sagen, dass das schlecht ist, sondern ein einseitiger Blick auf das Yoga.
Wir sind nicht alle gleich!
Paul Grilley sagte: „Die Asana, die für einen Menschen gut ist, kann für einen andern schädlich sein.“ Dem Yin Yoga wird oft nachgesagt, dass es ist nicht so wichtig ist, wie die Position aussieht, Hauptsache man entspannt sich. Das ist kein Yin Yoga! Im Yin Yoga geht es darum, bestimmte Bereiche des Körpers innerhalb einer Yoga-Position zu dehnen. Dehung fühlt sich nicht immer entspannend an, meistens erst danach. Da wir alle unterschiedlich gebaut sind, kann es sein, dass beispielsweise bei der Dehnung der Oberschenkelrückseite ein Mensch einen bestimmten Winkel braucht und ein anderer das Bein anwinkeln oder ein- bzw. ausrotieren muss, damit die Dehnung dort entsteht.
Dimension des Yang Yoga und des Yin Yoga
Der Einfachheit halber bezeichne ich alle aktiven dynamischen Yoga-Formen als Yang. Damit will ich keinen Yoga-Stil kritisieren. Yang ist ein Begriff aus der chinesischen Medizin und bedeutet Dynamik, Bewegung, Wärme, männlich und ist der Sonne zugeordnet. Yin bedeutet Ruhe, Stille, Empfangen, Kühle, weiblich und ist dem Mond zugeordnet.
Das ist wie das klassische Ha Tha des Yoga = Sonne – Mond.
Ganz generell liegt der Fokus des Yang Yoga mehr auf der Bewegung und auf der Muskulatur. Hier werden Muskeln durch Wiederholung trainiert und gestärkt. Gelenke werden durch die Aktivität der Muskeln gesichert. Der Körper ist generell warm und eventuell schwitzt man dabei.
Im Yin Yoga liegt der Fokus mehr auf dem Bindegewebe, den Faszien, Knochen und Gelenken. Es wird zu 90% direkt auf dem Boden liegend praktiziert. Wo wir im dynamischen Yoga die Gelenke durch die Aktivität der Muskulatur schützen, gehen wir im Yin Yoga genau auf diese Ebene ein.
Laut Johns & Wright (1962, Journal of Applied Physiology) wird der Bewegungsradius (Range of Motion = ROM) eines Gelenks durch die Verspannung eigeschränkt, dann liegt es zu
2% Haut
41% Muskeln
10% Sehnen/Bänder
47% Bindegewebe (= Faszien)
Rein auf der physischen Ebene werden die Bewegungsradien der Gelenke, Bänder, Sehnen und die Faszien im Yin Yoga gepflegt. Die größte Herausforderung für Menschen, die Yin Yoga praktizieren, ist, eine nicht verletzende oder überfordernde Position einzunehmen. Tendenziell haben wir Menschen „viel hilft viel“ im Kopf und „erst wenn es so richtig brennt, ist es gut“. Im Yin Yoga versuchen wir das zu vermeiden. Keine Yoga-Form sollte schmerzhaft sein oder sogar Verletzungen zufügen.
Yin und Yang in Kürze
Wir können nicht ohne das eine und ohne das andere leben. Unsere ganze Existenz besteht aus Yin und Yang. Wir können nicht ohne Substanz = Yin und ohne Energie = Yang leben. Beides muss im guten Verhältnis zueinander stehen. Wenn das Yin zu viel ist, werden wir lethargisch und bewegungsarm, und wenn wir zu viel Yang in unserem Leben haben, leben wir auf der Überholspur und werden arrogant.
So sollte für eine gute Balance unsere Yin Yoga Praxis eine Prise Yang-Dynamik haben und unsere Yang Yoga Praxis einen kühlen sammelnden Aspekt des Yin haben.
Manchmal ist es so, dass unser Leben gerade sehr dynamisch und hektisch ist, dann praktiziere Yin Yoga – und natürlich auch umgekehrt. Wenn wir gerade in einem reinen Mediationsretreat sind, bräuchte es als Ausgleich Dynamik und dafür mehr Yang Bewegung oder Yoga.
Die Mischung macht es.
Nicht ist so, wie es scheint, überprüfe das jeden Tag aufs Neue und schaffe Balance und damit mehr Lebensfreude und Qualität.
Bei allem was du tust: genieße es!
Alles Liebe
Wolfgang
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